Anfang des 12.Jahrhunderts nahmen die Adeligen neben ihrem Rufnamen auch noch einen zweiten Namen an. Die vielen Fehden der damaligen Zeit brachten die Ritter häufig zusammen. Ein Name reichte nicht mehr aus, die vielen Hans, Konrads, Heinrichs usw. auseinanderzuhalten. Sie setzten daher zum Rufnamen noch den Namen ihres Heimatlandes, ihrer Burg oder eines anderen Kennzeichens. So unterfertigten sich unsere heimischen Ritter in Eben auf Urkunden mit Dietrich von Eben, Friedrich von Eben und Hans von Eben.
Als im Laufe der Zeit das private und öffentliche Leben der Sippen über die Grenzen der Siedlungsgemeinschaft hinausgriff, legten sich auch die Bürger der Städte und bald auch die Bauern einen zweiten Namen zu. Die Innsbrucker Bürger führten seit der Mitte des 13.Jahrhunderts neben dem Rufnamen auch einen Zunamen. Auf Urkunden, in denen Bauern genannt sind, finden wir seit dem Ende des 13.Jahrhunderts sowohl einen als auch zwei Namen vermerkt.
Aus Schriftstücken des 14.Jahrhunderts ist ersichtlich, daß auch Bewohner unseres Dorfes schon zwei Namen geführt haben, so z.B. Schnaiter datz dem Stollen (1288), Alheit die Gasserin (1316), Christian auzm Lechen und seine Hausfrau Mechtild (1359), Kunz der Scharppe (1360), Hans Lisch und des Asems Sohn (1423).
Anfangs wurde der Familienname zum Unterschied von heute nicht immer vom Vater auf den Sohn übertragen. Die Söhne erhielten manchmal nach einem neuen Wohnplatz, nach einem besonderen körperlichen Merkmal oder infolge eines anderen auffallenden Lebensumstandes einen anderen Namen. Vielfach kann man feststellen, daß vor 1500 der Familienname zugunsten des Hofnamens abgestreift wurde; das war besonders der Fall, wenn der Mann in den Hof der Frau ,,einheiratete``. Damals war der Familienname noch nicht etwas Feststehendes wie in der Jetztzeit, sondern die Bildung der Sippennamen war durch viele Jahrzehnte in Fluß. Wenn also ein Name in späteren Namensverzeichnissen nicht mehr vorkommt, so bedeutet das nicht immer, daß die Sippe ausgestorben ist.
Ursprünglich standen zwischen Vor- und Zuname noch ein verbindender Artikel oder ein Vorwort, z.B. Hans des Asems Sohn, Christian auzm Lechen usw. Im Laufe der Zeit wurden diese Verbindungen abgestoßen und es entstand die heutige, also Hans Asem, Christian Lechner.
Bei Frauen endete der Familienname auf -in; man schrieb Gasserin, Heißin, Gollnerin usw. Es sind noch kaum hundert Jahre her, daß der Familienname der Frau ohne diese Endungssilbe geschrieben wird. In der Umgangssprache wird diese Form heute noch gebraucht.
Neben den Familiennamen sind in den Dörfern auch noch Vulgärnamen, sogenannte Hausnamen gebräuchlich. Da in jedem Dorf oft mehrere Familien den gleichen Sippennamen führten, bekam auch der Hof einen Namen, um so die gleichnamigen Familien unterscheiden zu können. Meist wechselt der Hausname, wenn der Hof in einen anderen Besitz übergeht. Mitunter aber behält er auch unter seinem neuen Besitzer seinen Namen.
Soweit ich feststellen konnte, führten die Inzinger Höfe folgende Hausnamen:
Bahnstraße Haus-Nr. | Schreibname des jetzigen Bewohners | Hausname |
1 | Oberthanner | Krumpn Tonl* |
4 | Kratzer | Grill*, Garber Ander |
7 | Schärmer | Kaschtler*, Manesler, Appeler |
Toblatnerweg Haus-Nr. | Schreibname des jetzigen Bewohners | Hausname |
3 | Rumer | Schnitzer*, beim Müller |
5 | Staudacher | Manes |
Prantlweg Haus-Nr. | Schreibname des jetzigen Bewohners | Hausname |
1 | Leitner | Schweitzer Seppl |
4 | Sauerwein | Pfrillerhäusl, Mötzer |
13 | Schärmer | Witscheler* |
15 | Müller | Goborscher |
Krippenweg Haus-Nr. | Schreibname des jetzigen Bewohners | Hausname |
2 | Egger | beim Poldl* |
Toblaten Haus-Nr. | Schreibname des jetzigen Bewohners | Hausname |
2 | Grießer | Mötzer* |
3 | Markt | Larcher* |
4 | Abenthung | Adels Hofer* |
Schindltal Haus-Nr. | Schreibname des jetzigen Bewohners | Hausname |
3 | Gruber | Hoisn* |
6 | Pairst | Prem* |
Hof Haus-Nr. | Schreibname des jetzigen Bewohners | Hausname |
1 | Weber | Wires*, Gogers |
3 | Hörtnagl | Bot* |
5 | Haslwanter | Simeler* |
6 | Rauth | Vöschtl* |
8 | Kargruber | Knapp* |
9 | Haslwanter | Mühltaler* |
Neubauten erhalten nur selten einen Hausnamen. Hofnamen, die sich mit dem Schreibnamen des Bewohners decken, wurden in dieser Aufstellung nicht berücksichtigt.
Uraltes Volksgut liegt in den Familien- und Hausnamen verborgen. Sie sind im Laufe der Jahrhunderte aus Grund und Boden, aus Feld und Flur, aus Rodungen und Wildnis herausgewachsen und sind mit Haus und Hof verknüpft. Sie geben Aufschluß über den Wohnsitz, über die Tätigkeit, über die Herkunft oder über die geistigen und körperlichen Eigenschaften unserer Vorfahren. Auch aus Vornamen alter Zeiten, die heute nicht mehr gebraucht werden und daher oft unverständlich sind, wurden Haus- und Familiennamen gebildet. Sogar mancher Spottname ist unter ihnen zu finden.
In der Folge versuche ich, einige Inzinger Haus- und Familiennamen zu deuten, wobei ich mich hauptsächlich an die Erklärungen von Univ.Prof.Dr.Karl Finsterwaldner halte.